Zusammenfassung

Eine Komödie über das GlückOdette Toulemonde hat eigentlich nichts in ihrem Leben, worüber sie besonders glücklich sein könnte. Doch sie ist es. Balthazar Balsan hat alles, um glücklich zu sein – ist es aber nicht. Odette ist umgeben von einem lebensfrohen Sohn, der als Friseur arbeitet, einer mitten in der Pubertät steckenden Tochter und von einem kuriosen, vom Autor mit ironischem Augenzwinkern gezeichneten Figurenkabinett. Die etwas tollpatschige Mittvierzigerin arbeitet in der Kosmetikabteilung eines großen Kaufhauses, abends näht sie Federn auf Pariser Revuekostüme. Sie träumt davon, ihrem Lieblingsautor, Balthazar Balsan, zu danken,  dem sie, wie sie glaubt, ihren Optimismus verdankt.

Und Balsan, ein reicher Pariser Schriftsteller und Charmeur, wird auf sehr unerwartete Weise plötzlich in ihr Leben treten. Der Film erzählt von der pittoresken Begegnung zweier gestrandeter Existenzen, beides außergewöhnliche Charaktere, die eigentlich alles trennt...

Nach dem Erfolg von Odette Toulemonde in Frankreich und Belgien (920000 Zuschauer in sieben Wochen) und der Verleihung des Publikumspreises „Coup de foudre“ (Écran total vom 14.2.2007) begrüßt nun Variety (das Filmmagazin in den USA) „… einen wundervollen Moment von magischem Realismus…“ und kündigt den Start Odettes zu einer phantastischen Reise rund um die Welt an. Die Reise beginnt mit dem Filmfestival in Jerusalem, es folgen Spanien, Deutschland, Kanada, die Schweiz, die Türkei, Portugal, Bulgarien, Rumänien, Japan, Kroatien, Montenegro, Österreich, Serbien, Mauritius...


Rezensionen

L'Evènement - « Eric-Emmanuel Schmitt dreht in Belgien »

Er schreibt einen Bestseller nach dem anderen, seine Stücke füllen die Theatersäle. Das Kino fehlte bisher noch in seinem Repertoire. Doch wenn Anfang 2007 sein erster Film, Odette Toulemonde, anlaufen wird, wird Éric-Emmanuel Schmitt gewiß auch das Kinopublikum begeistern. Der Schriftsteller, der seit einigen Jahren in seiner Wahlstadt Brüssel wohnt, dreht gerade bei uns im Land mit rund dreißig belgischen Schauspielern eine poetische Liebesgeschichte…

eine französisch-belgische natürlich.Das flache Land, das auch seines ist …Éric-Emmanuel Schmitt dreht in BelgienBericht von Carol Thill Dort steht er mit einem Lächeln auf den Lippen. Sein Blick wirkt konzentriert, zugleich liegt etwas Schelmisches darin: Schmitt freut sich wie ein Kind, das Karussell fährt. Er ist ständig in Bewegung: bald ist er bei den Bauten, bald steht er beim „Combo“ (dem kleinen Kontrollbildschirm), dann sieht man ihn wieder auf dem Regiestuhl sitzen oder bei den Schauspielern stehen und ihnen Anweisungen ins Ohr flüstern. Éric-Emmanuel Schmitt macht endlich sein eigenes Kino. Für alle ist das eine tolle Erfahrung, egal ob einer Hauptdarsteller, Statist, Techniker oder Dekorateur ist – oder einfach nur ein Journalist, der aufs Set eingeladen wurde. Bei Dreharbeiten dabeizusein ist immer etwas Besonderes, da ist Magie im Spiel. Es ist, als wohnte man einem einzigartigen Moment bei – einer Parenthese in der Zeit –; man erlebt ein Abenteuer, das gerade für die Nachwelt auf Film gebannt wird. Wenn der Regisseur noch dazu eine so berühmte Erscheinung in der Welt des Theaters und der Literatur ist, dessen Werke schon in fünfunddreißig Sprachen übersetzt wurden, dann erlebt man diesen Moment um so intensiver. Es gibt sicher viele Leser und Zuschauer, die sich fragen: „Wie macht er das bloß: seinen Helden immer die genau passenden Worte in den Mund zu legen, mit denen sie die Übel unserer Zeit zur Sprache bringen, Worte, die uns in unserem Inneren berühren?“ Das herauszubekommen ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, ist doch der Autor für gewöhnlich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen, in seinen Werken. Die Gelegenheit, die sich mir an diesem schönen Maimorgen bietet, könnte also besser nicht sein; denn hier sehe ich den Meister, wie er seinen Figuren Leben einhaucht. „Ich hatte ein wenig Bammel davor, meine einsame Arbeit zu verlassen und mit einem Team zusammenzuarbeiten“, erklärt er. „Meine Hauptdarstellerin, Catherine Frot, hat mir gesagt: ‘Am ersten Tag hast du uns noch genau beobachtet. Am dritten warst du einer von uns!’ Es ist eine tolle Erfahrung, die ich während der Dreharbeiten mache, eine Erfahrung, die ich mit all den Menschen hier am Set teile; es ist wirklich fabelhaft, wie sich alle in der gemeinsamen Arbeit ergänzen. “Man fühlt die ungeheure Begeisterung, das innere Engagement, mit der er bei der Sache ist. Und der Einsatz ist ja auch groß: die Kosten für die französisch-belgische Koproduktion belaufen sich auf neun Millionen Euro, von Schmitt selbst stammt das Originaldrehbuch, er hat die gesamte Regiearbeit übernommen – einer ganz neuen, verantwortungsvollen Aufgabe sah sich der Schriftsteller also mit dem Dreh seines Films gegenüber. Freilich braucht man sich nur das Exposé anzuschauen, und zweifelt nicht im Mindesten daran, daß der Film ein Erfolg werden wird: das Werk ist ein „typischer Schmitt“ mit seiner Leichtigkeit, seinem Scharfsinn, der Gefühlskomponente. „Es ist eine Komödie über das Glück“, erklärt er mir.

„Odette Toulemonde, eine Belgierin, vierzig Jahre alt, etwas tolpatschig, arbeitet tagsüber in einem Kaufhaus und näht abends Federn auf Revuekostüme. Sie träumt davon, ihren Lieblingsschriftsteller Balthazar Balsan zu treffen. Und dieser Charmeur aus Paris wird auch tatsächlich ganz unvermutet und plötzlich in ihr Alltagsleben treten. Er hat alles, um glücklich zu sein, ist es aber nicht. Odette dagegen ist glücklich...“ Hat aber nichts, um zu leben? „Aber nein!“, unterbricht mich der Schriftsteller. „Diese Frau hat Vorstellungsvermögen, Phantasie, sie ist witzig und sie hat, nun ja, eine richtiggehende Lebensphilosophie. Das ist nicht nichts. Das kann in hohem Maße zum Glücklichsein beitragen!“ „Ich habe selten Wutausbrüche, aber wenn, dann sind sie von homerischem Ausmaß!“Die Schauspieler Catherine Frot (La dilettante, Chaos) und Albert Dupontel (Fauteuils d’orchestre, Bernie), beide aus Frankreich, stellen diese zwei außergewöhnlichen Menschen, die aus völlig verschiedenen Lebenswelten kommen, lebendig dar. Éric-Emmanuel Schmitt hat sie selbst ausgewählt. Der Romanschriftsteller hat darauf bestanden, das Casting selbst zu leiten, ist es doch für ihn eine der wichtigsten Etappen bei einer Verfilmung. „Was mich vor allem an den Schauspielern interessiert, das ist wie sie sich als Mensch geben, ihr dramatischer Beitrag, ihre emotionale Charge. Ich bin sehr pingelig, was Gefühle betrifft. Mir macht es Spaß, die Wirklichkeit zu poetisieren.“Dreht man einen Film, wie man ein Buch schreibt? „Das Kino ermöglicht es mir, die Metaphern, die auf dem Papier stehen, in eine konkrete Wirklichkeit zu übertragen, zum Beispiel, wenn Odette abhebt. Das ist in der Literatur oder im Theater nicht möglich.“ Es liegt ihm auch daran, seine Schauspieler möglichst präzis anzuleiten, ihnen seine Vorstellungen möglichst genau zu vermitteln – und dabei immer locker zu bleiben. Er lächelt. „Das hat schon mehr als einen in Erstaunen versetzt. Viele Regisseure, so hört man immer wieder, bekommen regelmäßig Wutanfälle. In meiner Natur liegt das nicht. Ich habe selten Wutausbrüche, aber wenn, dann sind sie von homerischem Ausmaß, gewaltig, da erzittern die Wände. Da wäre es manchmal nicht schlecht, ein Zenbuddhist zu sein!“Um solch homerischem Wesen vorzubeugen, hat Schmitt eine ganz bestimmte Taktik verfolgt: er hat sich Leute in das Team geholt, die er kennt, denen er vertraut. Etwa dreißig belgische Schauspieler sind für einen oder mehrere Tage aufs Set gekommen, darunter: Alain Leempoel, Patricia Houyoux, Françoise Oriane, Renée Fonck, Michel Kacenelenbogen vom Théâtre Le Public (an dem alle Stücke des bekannten Theaterautors erfolgreich auf die Bühne gebracht wurden; La Tectonique des sentiments gelangte hier zur Welturaufführung), außerdem Jaqueline Bir, jene Schauspielerin, die uns mit ihrer bewegenden Vorstellung in Oskar und die Dame in Rosa begeisterte, und zwei junge Kunststudenten von der Universität Liège, die die Tochter und den Sohn von Odette spielen. „Éric-Emmanuel Schmitt ist nicht wenig stolz auf seine talentierten Freunde. „Albert Dupontel und Catherine Frot kannten keinen von ihnen. Sie waren sehr angetan von der Professionalität und der Bereitschaft der belgischen Schauspieler, sich immer wieder auf Neues einzulassen!“„Das wäre toll, wenn mich jemand mit einem kräftigen Schlag niederstrecken würde!“Der filmschaffende Schriftsteller hat sich regelrecht in das „flache Land“ verliebt. Er hat die Kameras fast überall in Wallonien und Flandern aufstellen lassen: im Kaufhaus Inno und in der Buchhandlung Molière de Charleroi, zwischen den Regalen der Buchhandlung Tropismes in der Galerie des Princes in Brüssel, auf dem feinen Sand von La Panne und in den Monev-Studios in Sin-Pieters-Leeuw, wo die originell ausgestattete Wohnung der Heldin aufgebaut wurde. Was die Handlung seines nächsten Buches betrifft: sie dürfte als Szenerie hauptsächlich die kleine Grünanlage des Place Guy d'Arezzo in Ixelles haben. Was? Er hat schon wieder ein neues Romanprojekt? „Ja, mit der Niederschrift werde ich direkt nach den Dreharbeiten beginnen. Das sind dann meine Ferien! Ich werde in meinen abgeschiedenen Garten zurückkehren. Nach dieser gewaltigen Arbeit, nachdem ich mit einem Team ein großes Stück Land umgepflügt habe, werde ich mich wieder als kleiner Gärtner betätigen!“, vertraut er mir bei einem zweiten Interview am Ende einer anstrengenden Woche im Studio an und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Auch wenn Schmitt erschöpft ist, besteht er darauf, das Interview zu Ende zu führen. „Morgen, am Samstag, geht es mit den Dreharbeiten weiter, auf die ich mich nachts gedanklich vorbereite! Am Sonntag werde ich in Paris erwartet... Das wäre toll, wenn mich jemand mit einem Schlag niederstrecken würde und mich erst am Montag wieder weckt!“ Das ist freilich nur ein kleiner Scherz am Rande: Éric-Emmanuel Schmitt will vor allem seinen Verpflichtungen nachkommen.Denn ganz wie seine Wahllandsleute hat der uneigennützige „Herr Toulemonde“ stets ein offenes Ohr für seine Mitmenschen. Schlußklappe und aus!

Score - « Der Schriftsteller gibt ein gelungenes Debüt als Regisseur »

… Odette Toulemonde ist eine ausgewogene Mischung aus phantastischen, oft überraschenden Gefühlselementen und klassischen, konkreten Erzählelementen; mit dieser recht ungewöhnlichen Liebesgeschichte gibt der Schriftsteller Éric-Emmanuel Schmitt ein gelungenes Debüt als Regisseur. Während der Schriftsteller eine Person beschreibt, die alles satt hat, filmt der Filmemacher ein Glas, das zum Überlaufen voll ist. Ob Leser oder Zuschauer: Jeder kommt auf seine Kosten.

Vincent Guignebert

Cahiers du Cinéma - « ... Frot ist einfach verblüffend »

(…) Frot ist einfach verblüffend. Indem sie eine unmöglich wahre Geschichte so spielt, als ob sie wahr wäre, erweist sie dem Leben jener kleinen Leute eine Hommage, dem sie mit ihren kitschigen Federn und ihren (recht ansehnlichen) häuslichen Tanzkünsten gerne entfliehen würde.

François Bégaudeau

La vie - « Eine schöne Hommage an die Macht der Worte und der Literatur »

… Mit dieser lichten, ätherischen Figur, die außerhalb der Zeit steht, zugleich aber auch stets mit dem schnöden Alltagsleben konfrontiert ist, erweist der Schriftsteller der Macht der Worte und der Literatur eine schöne Hommage. „Die Schönheit wird die Welt erlösen“, sagte Dostojewski einst. Éric-Emmanuel Schmitt meint dasselbe, doch drückt er diese Idee mit einer leichten Geste aus, verpackt sie in gute Laune und Komik.

F.T.

commeaucinema.com - « Mit der guten Laune beginnt das Glück! »

… Odette Toulemonde ist in der Tat eine sehr schöne Hommage an alle, die gerne lesen. In diesem Sinne bietet der Film die Gelegenheit, auf der Kinoleinwand die (physischen und intellektuellen) „Aufwallungen“ des leidenschaftlichen Lesers darzustellen, aber auch eine Situation zu schaffen, die im „wirklichen Leben“ selten vorkommt, eine „Begegnung“ zwischen einem Schriftsteller und seiner Leserin, zwischen einem Mann und einer Frau, einem Pessimisten und einer Optimistin, zwischen zwei imaginären Figuren, die gegensätzlicher nicht sein könnten, aber immer stärker voneinander angezogen werden und sich schließlich ineinander verlieben.

Sehr schnell erliegt der Zuschauer der Energie, dem Charme und dem Lächeln Catherine Frots, die fröhlich Lieder von Josephin Baker zum Besten gibt, und es juckt ihm im Tanzbein. Die sehr schöne Musik von Nicola Piovani rahmt den Film zärtlich ein, und man sagt sich, dass Odettes knisternde Welt genau zu den Worten paßt, die Dany Boon im letzten Film von Patrice Leconte äußerte: „Mit der guten Laune beginnt das Glück!“

Laetitia Heurteau

Première - « ein unleugbarer Zauber ... »

(Das ganze Artikel steht in Premiere Nr 360 Seite 37)

Christophe Narbonne

Pariscope - « Odette? Jeder wird sie lieben »

… Dieser erste Film des Theaterautors Éric-Emmanuel Schmitt ist eine Geschichte über das Glück.… Der Regisseur legt genug Phantasie in diese Geschichte hinein, um sie zu etwas ganz Besonderem zu machen: das wiederholte Erscheinen von Jesus; Odette, die jedes Mal buchstäblich abhebt, wenn sie glücklich ist; ihr unfreiwilliger Humor; die gut gezeichneten Figuren ihrer Umgebung (ihr schwuler, stets blendend aufgelegter Sohn; die übellaunige Tochter, die sich mitten in der Pubertät befindet; Nachbarn, die dem Gruppensex frönen); und vor allem der bezaubernde Charme der Hauptdarstellerin, Catherine Frot. Sie füllt die Rolle dieser schönen Figur mit Natürlichkeit, Toleranz und Wohlwollen aus.

Odette? Jeder wird sie lieben.

Virginie Gaucher

Variety - « von einem wundervollen 'magischen Realismus' »

Der Film "Odette Toulemonde" wirft einen phantasievollen Blick darauf, wie ein Erfolgsschriftsteller oder ein kleines Liedchen ein graues Dasein erhellen können. Er ist von einem wundervollen „magischen Realismus“ und dreht der Intelligentsia eine lange Nase. Cathérine Frot brilliert in der Titelrolle als aktive Witwe, deren fröhliche Lebenseinstellung von einer grenzenlosen Begeisterung für die Bücher eines Pariser Romanschriftstellers genährt wird. Der affektierte Städter und seine Bewundrerin aus der belgischen Provinz begegnen sich und bringen sich gegenseitig auf recht ungewöhnliche Weise Licht ins Leben. Der Film, der in Frankreich und Belgien erfolgreich war und dessen Drehbuch der berühmte Theaterschriftsteller Éric-Emmanuel Schmitt schrieb, wird sicher nicht nur die Zuschauer auf den Filmfestivals in Begeisterung versetzen.

Odette Toulemonde arbeitet in einem Kaufhaus außerhalb Brüssels. Sie hat eigentlich nichts in ihrem Leben, worüber sie sich besonders freuen könnte, außer vielleicht ihren neunzehnjährigen schwulen Sohn Rudy (Fabrice Murgia), ein ausgeglichener junger Mann, der als Friseur arbeitet. Ihre ältere Tochter, Sue Helen (Nina Drecq), ist arbeitslos. Die beiden wohnen noch zu Hause bei ihrer Mutter, auch die Freunde der beiden haben sich hier quasi dauerhaft einquartiert.

Neben ihrer Arbeit in der Kosmetikabteilung des Kaufhauses benäht Odette noch spät abends Revuekostüme mit Federn und Flitter, um ihr Gehalt ein wenig aufzubessern. Dennoch strotzt sie nur so vor Energie und Lebenskraft. Sie ist gefühlvoll, vor übertriebener Sentimentalität bewahrt sie aber ihr gesunder Menschenverstand.

Zu Anfang des Films ist die fast fünfzigjährige Odette voller Enthusiasmus. Sie geht früh von der Arbeit, zieht sich fein an und setzt sich in den Autobus, der sie von der belgischen Provinz nach Brüssel bringt. Dort hält Balthazar Balsan (Albert Dupontel, der durch sein präzises Spiel begeistert), der Autor, den sie aus der Ferne bewundert, eine Signierstunde ab.

Als Odette an die Reihe kommt, bringt sie vor lauter Aufregung nicht einmal ihren richtigen Namen für die Widmung heraus. Rudy, immer für eine Aufmunterung gut, schlägt seiner Mutter vor, Balsan in einem Brief ihre ganze Bewunderung auszudrücken. Odette schreibt daraufhin dem Autor, wie dankbar sie ist, erklärt ihm in schlichten, unprätentiösen Worten, wie seine Bücher ihr dabei geholfen haben – zu leben. Als Odette einmal in eines von Balsans Büchern vertieft ist, hebt sie buchstäblich von ihrem Sitz im Bus ab, in solch ein Hochgefühl versetzt sie die Lektüre. Ja, jedesmal wenn Odette im Film überglücklich ist, hebt sie ab und schwebt wie eine zeitgenössische Mary Poppins – bloß ohne magischen Schirm – durch die Lüfte.

In einem Moment tiefster Verzweiflung liest Balsan schließlich Odettes Brief. Und in einer ebenso bezaubernden wie fantastischen Szene sieht man den Schriftsteller, wie er sich auf der Suche nach seiner Bewundrerin dazu entschließt, nach Belgien aufzubrechen.

Odette sprüht zwar vor gesundem Menschenverstand, ist aber das genaue Gegenteil einer Intellektuellen. Die Einrichtung ihrer Wohnung ist der Gipfel des Kitsches und des schlechten Geschmacks. Was Balsan betrifft: der will sein Leben von Grund auf verändern, was ihm am Ende auch gelingen wird.

Schmitt, ein hervorragender Bühnendichter und Romanschriftsteller, dessen Werk "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" 2003 mit Omar Sharif in der Hauptrolle als Filmversion in den Kinos lief, betrachtet seine Figuren oft aus der Engelsperspektive, begleitet sie mit liebevollem Blick auf ihrem Kampf durchs Leben.Mit federndem Schritt summt Catherine Frot die Lieder des Soundtracks vor sich hin, sie verkörpert ohne jegliche Herablassung in ihrem Spiel die kleinen Ladenangestellten, Kassierer und Hausmeister mit ihren einfachen, aber authentischen Träumen.

Angereichert mit französischen Liedern, die von Josephine Baker interpretiert werden, kommt der Filmmusik von Nicola Piovani eine zentrale Rolle in der Geschichte zu, sie verbindet sich wunderbar mit den Filmszenen. Der phantastische Nachname von Odette, 'Toulemonde' – zu Deutsch 'Jedermann' –, steht für die einfachen, die 'kleinen' Leute.

Lisa Nesselson

Odette Toulemonde