Mein Leben mit Mozart

Zusammenfassung

Dies etwas kann ich zwar nicht nennen, Doch fühl ich's hier wie Feuer brennen. Soll die Empfindung Liebe sein ?

Schmitts liebe zu Mozart ist unbeständig, gelegentlich schwindet sie, wird vergessen und gar verraten, nur um im geeigneten Moment noch stärker zurückzukehren. Wahre Liebe eben. Die Liebe zu einem Seelenverwandten, dem es scheinbar traumwandlerisch gelingt, Schwieriges leicht werden zu lassen, dem Tragischen seine Erdenschwere zu nehmen und auch in den düstersten Lebensphasen noch Trost zu spenden.

So kann er Hilfe sein im dunkelsten Augenblick, und so rettet Mozart Schmitt das Leben. Und sein Weihnachten. Und  seine Erinnerungen. Wie? Das beantwortet der gefeierte literarische  Publikumsliebling ganz leicht und unbeschwert in sehr persönlichen Briefen. In Briefen, die eine Antwort sind auf die musikalischen Botschaften des verehrten Komponisten, und zugleich eine lebendige, mitreißende Einführung in dessen Werk.

Rezensionen

Lire, octobre 2005 - « Nochmals danke, Mozart! »

Eine sehr persönliche Hommage an den Komponisten kurz vor seinem 250. GeburtstagIn Éric-Emmanuel Schmitts neuestem Buch besteht das Leben zunächst einmal aus einer schwierigen Jugend und der Versuchung durch den Selbstmord, dann aus einer Phase seelischer Unausgeglichenheit und abgrundtiefer Einsamkeit und schließlich aus einem nahezu zehn Jahre andauernden Donjuanismus. Es besteht auch, so gesteht Schmitt, aus der „Feigheit" vor dem intellektuellen Konformismus und der Kapitulation vor einem snobistischen Milieu, das nur Konzerte zeitgenössischer Musik gelten läßt. Es besteht aus den Geschenken, die man an Weihnachten zur Gewissensberuhigung kauft, um die Fehler und Versäumnisse des Jahres wiedergutzumachen. Es besteht aus dem Krankenhaus als einem Ort der Angst, wo man leidende Freunde besucht. Es besteht aus dem Tod der geliebten Frau.

Diese Phasen, diese Erfahrungen bilden das Gerüst des Lebens, doch nicht das ganze Leben des Autors - es fehlt noch Mozart. In jedem Lebensabschnitt erlaubt ihm die Schönheit von Mozarts Musik „ja zu sagen zum Tragischen im Leben". Dem Jugendlichen läßt die Arie der Gräfin im dritten Akt von Figaros Hochzeit erneut Geschmack am Leben finden; der „reine Kummer" Barbarinas macht dem jungen Mann bewußt, wie sehr der Gruppenzwang seine Ablehnung „des Wohlgefälligen, Zugänglichen und Liebenswürdigen" in der Musik bestimmt hatte. Das von einem Chor alter Männer angestimmte Ave verum corpus enthüllt ihm den wahren Geist von Weihnachten. Und nach einem Besuch im Krankenhaus bricht er, nachdem er das Adagio des Klarinettenkonzerts gehört hat, mit seinem großen Traum von der Weltveränderung, „verzeiht sich", daß er die Welt nicht ändern kann. Die Geige schließlich bringt ihm die lichte Gegenwart der geliebten Frau zurück.

Damit beginnt die zweite Hälfte des Buchs. Éric-Emmanuel Schmitt erhält den Auftrag, Figaros Hochzeit ins Französische zu übertragen. Es geht von nun an um sein Schriftstellerleben mit Mozart: in den Briefen, die er dem Komponisten schreibt, reflektiert er über die Vorteile der Musik als Ausdrucksform, über die schöpferische Tätigkeit - die er eher als Kontinuität denn als Bruch versteht -, über das Glück, die Einfachheit und den Geist der Kindheit. Weitere Briefe folgen, bis sich Schmitt eines Tages bewußt wird, daß in der Zauberflöte seine eigene Geschichte erzählt wird, die Geschichte eines Lebens, das durch die Musik verändert wurde. Dem Buch ist eine CD beigelegt, die das Lesevergnügen noch steigert.

La Croix, 20 octobre 2005 - « ßric-Emmanuel im Dialog mit Wolfgang Amadeus »

[...] leicht tappt man ihm in die Falle. Auch wir haben uns der Welt des Komponisten über Trampelpfade genähert, uns von überraschenden Eindrücken bezaubern lassen [...].

Nur daß Éric-Emmanuel Schmitt es vermag dieselben Erfahrungen - die seinen unterscheiden sich gar nicht so sehr von den unseren - mit treffenden, berührenden, einfachen Worten zu erhellen.Läßt sich der Leser ein auf diese Lebensgeschichte eines bewunderten und umstrittenen Autors, dann zeichnen sich bald zwei Porträts vor seinem geistigen Auge ab. Zum einen das Porträt eines Mozarts, der Kind und Mann in einem, Familienvater und Lausbub zugleich ist, genial durch das, was er mit seinen heiter-bezaubernden Melodien auf dem Gebiet des Pathetischen zu erreichen vermochte. Zum anderen das Porträt eines Schriftstellers, der den Umweg über die Musik wählte, um sich (wieder) erkennen, sich besser verstehen zu können. Die kursiv gesetzten Einschübe, die auf den ersten Blick ein wenig gekünstelt wirken (sie verweisen auf die CD-Titel zu den im Text genannten Werken), akzentuieren die Verquickung der beiden Persönlichkeiten. Mag sein, daß dieses Bekenntnis Schmitt nicht unbedingt zu größerer Popularität verhilft; Mozart wird man jedenfalls nach der Lektüre um so mehr lieben.

Wenn es das war, was der Autor in erster Linie bezwecken wollte, dann ist ihm das mit diesem zarten, verstörenden, charmanten Büchlein gelungen.

Jean-Luc Macia

Marianne, novembre 05 - « Ein Stück von Mozart, das wär alles »

[...] Die enthaltene Lebensweisheit  wird sicher zum Erfolg des Buches beitragen. Mozart und Schmitt erzählen uns über die Arbeit, das Leiden, AIDS, die schöpferische Tätigkeit, den Sex, und das stets klug und mit Verstand. Mit dem vom Musiker vorgehaltenen Spiegel wird es dem Schriftsteller möglich, uns seine kleinen Geheimnisse anzuvertrauen. So schildert er ganz offen und nach Art der Alainschen Propos seine sexuellen Frustrationen, seine Selbstmordgedanken, seine Freuden. Auch wo er die Lehre vom Glück der Lehre vom Leiden gegenüberstellt, Mozart mit einer selbsternannten, anmaßenden Avantgarde konfrontiert oder unerwartet Fragen aufwirft wie: „Wie konntest Du nur diese leichte, luftige, fließende, beschwingte Musik schreiben, und dazu noch mit einem ramponierten Leib und Zahnschmerzen?" vermag er, unser Interesse zu fesseln. Vom Zahnarzt kommend, finde ich, daß man nicht genügend über diese Details nachdenkt. Doch vor allem beweist der Musikliebhaber Schmitt auf den Seiten seines neuesten Buches ein wahres Gespür für Musik, findet genau die richtigen Worten, um über Musik zu sprechen. So etwa wenn er den Auftritt Cherubinos in Figaros Hochzeit beschreibt: „Er deklamiert nicht. Er murmelt, zittert, bibbert, reiht wirre Sätze aneinander, die sich kaum zu einer Melodie formen ... " Das ist wirklich gut ausgedrückt; das ist alles andere als einfach. Éric-Emmanuel Schmitt sollte auch weiterhin über Musik schreiben. Benoît Duteurtre.

Opéra Dec 05 - « Eine Hommage ganz nach Mozarts Geschmack »

Der erfolgreiche Theater- und Romanautor Éric-Emmanuel Schmitt ist ein brillanter Geist, dessen Schreibe genauso aufgeweckt ist wie sein Denken. Er erzählt uns hier auf sehr lebendige Weise seine persönliche Liebesgeschichte mit Mozart in Form eines Briefwechsels, der im achtzehnten Jahrhundert hätte entstanden sein können; man denke etwa an die Korrespondenz einer Marquise du Deffand oder einer Julie de Lespinasse.

Das ist originell, berührend, kurzweilig, voll treffender Bemerkungen über die Bedeutung, die Mozarts Musik im Leben eines jeden von uns haben kann, sobald wir sie nicht mehr nur im sterilen Rahmen eines Konzerts wahrnehmen. Schmitt will durchaus keine musikwissenschaftliche Abhandlung liefern. Die Reaktionen und Eindrücke, die er schildert, die Kommentare, die er gibt, sind völlig subjektiv. Doch im Allgemeinen sind gerade die subjektiven Meinungen über Musik auch die interessantesten.

Die beiliegende CD ermöglicht es dem Leser anhand ausgesuchter (bei Universal erschienener) Mozart-Stücke die emotionalen Erschütterungen des Autors nachzuerleben. Eine überaus sympathische, lebendige Hommage, wie sie Mozart gefallen hätte.

Gérard Mannoni

Le Monde - « Auszug aus der Rezension über Christian Jacques' Mozart-Buch »

[...] Das Buch eines anderen vielgelesenen Schriftstellers - Éric-Emmanuel Schmitts - ist viel persönlicher. Davon zeugt schon der Titel: Mein Leben mit Mozart. Das Buch ist recht eigentlich ein Bekenntnis. Schmitt schildert seine leidenschaftlich bewegte Beziehung zu einem Komponisten, der ihm mit fünfzehn Jahren das Leben gerettet hat. Mit fünfzehn liebäugelt Schmitt nämlich mit einem langsamen, sauberen Tod nach dem Vorbild Senecas - dessen Leben in der Badewanne endete, nachdem er sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte -, und nur die Arie der Gräfin im dritten Akt von Figaros Hochzeit, die er während einer Probe in der Lyoner Oper hört, vermag ihn von seinem krankhaften Vorhaben abzubringen, ja wird für ihn zu einer unerschöpflichen Quelle des Trostes.  Schmitt gesteht auch reumütig ein, daß er sich für Mozarts Musik geschämt habe, da sie zu vielen Menschen gefalle: „Verzeih, ich war dem Snobismus erlegen. Aber Du gefällst zu vielen Menschen. [...] Da Du einer eingeschworenen Gemeinde von Auserwählten nicht erlaubst, sich selbst wiederzuerkennen und zugleich von der breiten Masse zu unterscheiden, bist Du nicht chic genug, Mozart, tut mir leid." Doch allein schon der Gedanke, den Schmitt hat, daß Mozarts Musik einem zu dem Glauben verhelfen könne, daß der Mensch es wert sei zu existieren, rechtfertigt dieses Porträt eines bekennenden Musikliebhabers. Die beigefügte CD ist ausgezeichnet. Da bleibt einem nur noch, danke zu sagen - danke Wolfgang Amadeus, danke Éric-Emmanuel.  Pierre Robert Leclair/ Philippe Catinchi

Veröffentlichungen

  • Erschienen auf Bülgarisch bei Editions Lege Artis
  • Erschienen auf Deutsch bei Ammann Verlag. Übersetzung von Ines Köbel.
  • Erschienen auf Koreanisch bei Munhak Segye-Sa 2005
  • Erschienen auf Griechiesch bei Opera Verlag
  • Erschienen auf Islandisch bei Lafleur Publishing
  • Erschienen auf Italienisch bei Edizioni e/o 2005. Übersetzeung Alberto Bracci Testasecca
  • Erschienen auf Japanisch bei Kinemajonpo-sha. Übersetzung bei Kobayashi Nobuyuki
  • Erschienen auf Niederländisch bei Atlas uitgeverij 2005. Übersetzung von Eef Gratama
  • Erschienen auf Norwegisch bei Pantagruel Forlag
  • Erschienen auf Polisch bei Znak
  • Erschienen auf Rumänisch bei Humanitas
  • Erschienen auf Schwedisch bei Storm Förlag /Pantagruel Förlag